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Unterwegs im Lkw-Oldtimer

in Gemischt 03.12.2014 07:05
von Gigaherz • Topmitglied | 9.432 Beiträge | 6441 Punkte

Tour der deutschen Einheit: So lautet das Motto der Deutschlandfahrt 2014.



Am Zaun lauerte der Tod. Beklommen schauen die Besucher des Beobachtungsturms von Point Alpha hinüber in die ehemalige DDR. Die Amerikaner observierten von dort ab 1946 die Sowjetische Besatzungszone. Von der anderen Seite des Zauns spähten die Ostdeutschen in den Westen. In der Nähe von Hünfeld in Hessen hat sich ein Stück Kalter Krieg erhalten – inklusive einem Abschnitt mit Streckmetallzaun, drei Meter hoch und damals bestückt mit tödlichen Splitterminen SM-70, den sogenannten Selbstschussanlagen. Ein Birkenkreuz erinnert an das letzte Opfer, das an Weihnachten 1975 die Flucht wagte und tragisch scheiterte.

Das sind diesmal die ernsten Töne der Deutschlandfahrt, die der ETM Verlag alle zwei Jahre zusammen mit der Spedition Fehrenkötter veranstaltet. Der Mauerfall in Deutschland vor 25 Jahren gibt das Thema vor.

70 Lkw, 1.500 Kilometer auf den Spuren der Geschichte

Die Reise führt von Frechen bei Köln entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze bis nach Berlin. Auf etwa 1.500 Kilometern sind 70 Lkw neun Tage lang unterwegs: Ein rollendes Museum, das bei den Passanten entlang der Straßen spontane Begeisterung auslöst. Denn darum geht es den Machern der Deutschlandfahrt auch, das Image der Transportbranche zu heben und die gegenseitige Rücksichtnahme der Verkehrsteilnehmer zu fördern.

Traktor mit sechs Zylindern

"Deshalb heißt es Kraftfahrer", meint unterdessen Heinz Schmidt und greift beherzt in die Speichen. Von Servolenkung keine Spur. Also heißt es beim Abbiegen: kurbeln, kurbeln, kurbeln. "Sonst geht dir die Kurve aus", sagt er. Außerdem muss Heinz, 79, die Strecke überblicken und rechtzeitig schalten, nicht synchronisiert versteht sich. "Das kostet ein paar Sekunden Zeit." Reicht aber, dass der MAN an einer Steigung fünf km/h abfällt. "Das musst du einkalkulieren." Es ist eben einiges anders an Bord des MAN 814, Baujahr 1958, auch die straffe Federung. Aber da hat Heinz das richtige Gegenmittel parat: einen perfekt restaurierten Traktor aus den späten 50er-Jahren. "Damals hat MAN mit Sechszylindermotoren experimentiert, konnte sich aber am Markt nicht durchsetzen."

Heinz schaffte es zwar nicht, eins dieser raren Exemplare mit Sechszylinder aufzutreiben. Er implantierte selbst den Motor in den Traktor. Als Ladung hilft das Schmuckstück nun, dass der MAN kommod federt. Heinz weiß sich offenbar zu helfen. Der gelernte Elektriker hat 1969 eine erste Hubarbeitsbühne in Betrieb genommen. Damals gab es nur drei in Deutschland. Inzwischen ist sein Betrieb auf 100 Angestellte angewachsen.

Vom Pferdekarren über Goliath bis zum Borgward Lkw

Auch Hans-Peter Deutschmann ist Unternehmer mit Obst- und Gemüse-Großhandel in Düsseldorf. Seine Mutter ist noch mit dem Pferdewagen zum Wochenmarkt gefahren. "Dann hatte sie irgendwann einen Go­liath und immer von ihm geschwärmt." Das Dreirad ist inzwischen Geschichte, aber der gelernte Gärtner hat Jahre später aus romantischen Gründen einfach eins gekauft. "Da war ich in der Szene drin." Die Folgen sind inzwischen drei Goliath, ein Borgward Isabella und dieser sehr seltene Frontlenker, Typ B 655, Baujahr 1961. "Wie mein Jahrgang." Carl Friedrich Wilhelm Borgward hat diese damals sehr innovative Konstruktion auf die Straße gebracht, insgesamt 470 Fahrzeuge bis zur Firmenpleite. Es überlebten vier Exem­plare, so weit Hans-Peter weiß. "Aber so original wie der hier mit Kühlkoffer, da gibt es keinen zweiten."

Saurer 3 CH: In einer halben Stunden vom Lkw zum Bus

Kurt Bachmann steuert auch ein Unikum, den Saurer 3 CH, Baujahr 1951. Einige Exem­plare liefen im Transportunternehmen des Vaters, bei dem der Sohn, inzwischen 76, als Mechaniker anfing. Da lernte er diese Chi­märe lieben, sodass er sich in den 80er-Jahren eine aus dem alten, weiter veräußerten Bestand zurückkaufte, sogar in einem guten Zustand. "Nur die Innenausstattung musste ich komplett überholen." Das Besondere des Misch­wesens ist nicht nur die Schweiz-typische Rechtslenkung, damit der Berg immer im Blick ist. Sondern dass der Saurer je nach Bedarf zum Omnibus umgebaut werden kann. "Das dauert eine gute halbe Stunde. Dann passen hier 30 Leute rein." Die 125 PS haben mit den maximal gut zehn Tonnen Gesamtgewicht ein leichtes Spiel. Der Saurer läuft erstaunlich gut und Kurt schaltet rasch die acht Gänge hoch und grinst. "Ich habe ein Zwischengetriebe von Maybach eingebaut. Jetzt läuft er schneller und braucht nur
15 Liter." Geschichte trifft die Moderne.


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Q U E L L E


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RE: Unterwegs im Lkw-Oldtimer

in Gemischt 03.12.2014 07:08
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