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Asphaltpiraten und Kapitäne der Landstraße

in Neuigkeiten - Aktuelles 05.11.2013 20:54
von BerlinER • Super-Mod | 18.140 Beiträge | 10611 Punkte

Transportüberwachung gegen Frachtdiebstahl


Asphaltpiraten und Kapitäne der Landstraße


Die Globalisierung bringt mehr Transport und damit zusammenhängende Kriminalität. Autobahnen sind rollende Warenlager. Waren für achteinhalb Milliarden Euro werden pro Jahr in Europa während des Transports geklaut, dreieinhalb Milliarden davon allein in Deutschland, Tendenz steigend.

Unglaublich sind die Tricks, die sich Verbrecher einfallen lassen, um an das Hab und Gut der Firmen zu gelangen. Selbst vor Gewalt schrecken sie nicht zurück. Geklaut wird alles. Wenn der Diebstahl von hochpreisigen Waren, wie Handys, Chips, Spielkonsolen oder Flachbildschirmen, noch einigermaßen nachvollziehbar scheint, ist der Diebstahl eines Lasters mit Milchbrötchen für den Normalbürger schlicht unverständlich.

Unbekannte Schadenhöhe
Sowohl genaue Schadenssummen sind unbekannt, wie auch die genaue Anzahl der Vorkommnisse. Die Angaben von Verbänden, die es sich zur Aufgabe machen, den Frachtverkehr ganz allgemein sicherer zu machen, differieren denn auch stark. Die Gründe liegen auf der Hand: Nicht jede Polizeidienststelle meldet jeden Frachtdiebstahl, und der gesamte osteuropäische Raum ist nach Freight Watch International (FWI)-Angaben ein „schwarzes Loch“, was die Informationen über Frachtdiebstähle anbelangt. Einer Statistik der Zentralen Geschäftsstelle der Polizeilichen Kriminalprävention der Länder und des Bundes zufolge wurde jeder sechste Fernfahrer in den vergangenen fünf Jahren Opfer eines LKW- und Ladungsdiebstahls. Auch liegt es nicht im Interesse der Logistikunternehmen, die Unsicherheit auf europäischen Straßen an die große Glocke zu hängen, schließlich erwartet der Kunde, dass seine bestellte Ware nicht nur heil, sondern auch pünktlich am vereinbarten Ort zur festgesetzten Zeit ankommt.

Wer zahlt?
Versicherungen decken einige, aber nicht alle Schäden ab. Die Prämien richten sich nach den Sicherheitsvorkehrungen, die das Frachtunternehmen getroffen hat. Es fließen neben der Art des transportierten Gutes und der Zielorte die Maßnahmen an den Fahrzeugen ebenso ein, wie die Kommunikation zwischen Fahrer und Zentrale sowie die Sicherheitsvorschriften für die Fahrer während des Transports. Das bedeutet, dass die Fahrer in Sicherheitsfragen geschult werden müssen, um zu wissen, was im Schadensfall zu tun ist.

Neben den reinen Kosten der Ladung, die verloren gegangen ist und möglicherweise zumindest teilweise vom Versicherer ersetzt wird, werden häufig noch die Folgekosten fällig, die mitunter den tatsächlichen Wert der gestohlenen Ware weit überschreiten. Lieferengpässe sind häufig die Folge von erfolgreichen Raubzügen. Verpasste Lieferzeitpunkte, beispielsweise für Ware, die für bestimmte aufwändig beworbene Aktionen rechtzeitig vor Ort sein muss, sind für manche Unternehmen katastrophal. Konventionalstrafen erhöhen die Schadenssumme für das Frachtunternehmen zusätzlich. Doch Imageschäden für beide Seiten sind schwerwiegender und häufig noch nicht einmal exakt quantifizierbar.

Wie wird geklaut?
Die Diebe sind nicht nur raffinierter, sondern auch brutaler geworden. So wird beispielsweise auf ungesicherten Parkplätzen Gas über die Klimaanlage in die Führerkabine eingeleitet und so der schlafende Trucker betäubt. Anschließend wird die Ladung ausgeräumt, der Fahrer erwacht mit dickem Kopf und fehlender Ladung. In Nordrhein-Westfalen stahl eine Bande einen Firmen-LKW und belud ihn mit sechs Tonnen Kupfer (dreihundert Kabelrollen à zwanzig Kilogramm). In Italien und Osteuropa werden die Fahrer häufig mit Waffengewalt beraubt. Teilweise werden ganze Trucks oder Auflieger gestohlen. Die Täter sind bestens organisiert, mafiöse Strukturen ermöglichen die genaueste Erkundung lohnender Frachten und einen raschen Vertrieb der gestohlenen Ware.

Insbesondere sind LKW mit Planen im Visier der Diebe. „Planenschlitzer“ sichten mit einem schnellen Schnitt in die Plane die Ladung und kehren dann, wenn der Fahrer schläft, zurück, um den Truck auszuräumen. Aber es geht auch dreister: So wird Ware aus dem fahrenden LKW gestohlen - ein speziell ausgerüstetes Fahrzeug nähert sich dem „Opfer“ von hinten, der Dieb öffnet von der Motorhaube aus die Verriegelung und räumt das Fahrzeug leer.

Es werden auch neue Frachtfirmen gegründet oder insolvent gegangene Unternehmen besonders aus Osteuropa einzig mit dem Ziel aufgekauft, die ihnen anvertrauten Waren zu stehlen. Ein Grund mehr, sich das beauftragte Frachtunternehmen sehr genau anzuschauen.

Die Gangster arbeiten mit allen Tricks, überall haben sie Komplizen, selbst Zöllner sind in ihr Treiben verwickelt. Ein großer Teil (etwa 70 Prozent) der Verbrechen beruht auch auf Insiderwissen. Unternehmen tun gut daran, auch ihre langjährigen Mitarbeiter gelegentlich zu kontrollieren, was bei Neueinstellungen sowieso zum Standard-Procedere gehören sollte: Schufa-Auskünfte, polizeiliches Führungszeugnis und Nachfragen bei Zollbehörden vermeiden die Einstellung zweifelhaften Personals. Im Übrigen aber gilt: Zufriedene Mitarbeiter sind weniger anfällig für Betrug an der eigenen Firma. Firmen, die häufig wertvolle Fracht versenden, treffen eigene Vorkehrungen. So dürfen beispielsweise Handys von einigen Herstellern nicht in Planen-LKW und ohne GPS transportiert werden.

Wo ist es am sichersten?
Immer an den Stellen, wo Ware umgeladen wird oder ein Verkehrsmittel zum Stillstand kommt, besteht die größte Gefahr eines Diebstahls. So sind Parkplätzen, auf denen die Trucker durch die Einhaltung der Lenkzeiten zur Pause gezwungen sind, besonders gefährdet, aber auch die Frachtbereiche der Firmen stellen lohnende Ziele für Verbrecher dar.

Deutschland gilt aus verschiedenen Gründen als das Topziel für Ladungsdiebe. Zum einen liegt die Bundesrepublik zentral in Europa, alle europäischen Hauptverkehrsströme laufen durch das Land. Zum anderen ist die Bundesrepublik wirtschaftlich prosperierend, es befindet sich schlicht mehr Ware auf den Straßen als andernorts. Außerdem können gestohlene Waren auf ausgezeichneten Straßen rasch ins benachbarte Ausland gebracht werden. So berichtete ein Ex-Bundespolizist, dass „in Deutschland alle zehn Minuten ein Frachtdiebstahl begangen wird“. 1.891 Laster oder Anhänger seien 2011 entwendet worden. Die Tatorte selbst sind meist Rast- und Parkplätze; 60 Prozent aller Vorfälle passieren hier.


Was ist zu tun?
Ein wenig erinnert die Situation an das Wettrennen zwischen Hase und Igel, der Igel war immer schon da. Aber einige Maßnahmen können doch getroffen werden, um den Schaden nicht weiter anwachsen zu lassen. Zunächst ist die Lieferkette so zu ertüchtigen, dass offensichtliche Mängel abgestellt werden. Also neben der Aufrüstung des Umfeldes der Frachthöfe, der Lagerhallen, Verteilzentren und Umschlageinrichtungen gegen Einbruch und Eindringen auch die genaueste Warenverfolgung mittels „Tracking and Tracing“: Welches Fahrzeug ist mit welcher Ware an welchem Ort und wird wann wo erwartet? Dabei hilft neben der Ausrüstung mit GPS auch der Einsatz von RFID-Tags an der Ware oder an den Paletten selbst.

Das umfasst aber auch so simple Dinge wie das Lieferfahrzeug niemals auch nur kürzeste Zeit unbeobachtet oder gar unverschlossen zu lassen, keine Gespräche über den Inhalt und Ziel der Fahrzeuge zu führen und auf keinen Fall Tramper mitzunehmen. Routen- und Zeitänderungen sind immer mit der Zentrale zu verifizieren. Alles Dinge, die beim Training der Fahrer und sonstigen Mitarbeiter auf allen Positionen der Lieferkette zu beachten sind. Wegfahrsperren, zusätzliche Verschlusseinrichtungen für Führerhaus und Aufbauten, abschließbare Deichsel-/Kupplungssicherungen und zusätzliche Lenk-/Schalthebelsperrren helfen zudem, Diebe von ihrem Tun abzuhalten, zumindest aber es zu erschweren.

Riskante Parkplätze
Die Sicherung der Parkplätze hat oberste Priorität. Es besteht besonders in Deutschland ein generelles Problem: Es gibt schlicht zu wenige LKW-Parkplätze. So versprechen deutsche Verkehrsminister in schöner Regelmäßigkeit die Schaffung von mehr sicheren Abstellplätzen für LKW, doch nichts oder zu wenig geschieht. Das existierende Angebot muss also besser ausgenutzt werden um mehr Fahrzeuge sicher parken zu können. Eine Überlegung ist Kompakt-Parken, wo Fahrzeuge mit gleicher Abfahrtszeit enger zusammen geparkt werden.

Parkplätze sollten mit hohen Zäunen gesichert und gut beleuchtet sein, Dome- und Wärmebildkameras sollten die Zäune und das Geschehen überwachen und aufzeichnen. Die Ein- und Ausfahrten sind mit Sicherheitspersonal zu besetzen und mit Schranken und Kennzeichenerkennungssystemen zu versehen.

Sicherheitsstandards
Eine Reihe von Organisationen hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Frachtverkehr insgesamt sicherer zu machen. Sie haben so genannte Frachtsicherheitsstandards entwickelt, die es Dieben zumindest erschweren sollen, ihr kriminelles Treiben auszuführen. Erst wenn die Frachtunternehmen diese Voraussetzungen erfüllen, bekommen sie ein entsprechendes Zertifikat, dessen Nutzen sich bei den Prämien der Versicherungen und auch bei der Auftragsvergabe niederschlägt. ISO 2008:2007, die Transported Asset Protection Association (Tapa), ein Zusammenschluss von mehr als sechshundert Warenherstellern, Versicherern, Logistikdienstleistern und Strafverfolgungsbehörden, und die bereits erwähnte FWI haben exakte Vergaberichtlinien entwickelt, die genau festlegen, in welchen Bereichen das Frachtunternehmen welche Sicherheitsvorgaben zu erfüllen hat. Das betrifft neben den Sicherheitsvorkehrungen an den Fahrzeugen selbst auch die Managementsysteme der einzelnen Bereiche (wie Supply Chain Management, Security Management). Die Organisationen begleiten die interessierten Unternehmen durch den gesamten Prozess der Zertifizierung oder sorgen für einen zuverlässigen Stellvertreter. Gleichzeitig führen diese Organisationen auch Trainings für alle Betroffenen durch.


Secure Lane – die Lösung?
Die Holländer exerzieren Sicherheit vor. Um die Anzahl der Raubüberfälle zu minimieren, haben hier bereits 2004 die Polizei, Securitas, Axis Communications und Brainport gemeinsam die Stiftung CrimiNee! (niederländisch für Kriminalität-Nein!) gestartet. Tapa, FWI sowie die Versicherungsbranche spielen ebenfalls mit. Diese Public Private Partnership (PPP) verbindet die Netze der privaten Sicherheitsfirmen mit den Notrufzentralen der Polizei in einer gemeinsamen Sicherheitszentrale, die von der Polizei geführt wird. Sie verfügt so über digitale Live-Bilder von den einzelnen angeschlossenen Gewerbegebieten, Autohöfen, Parkplätzen und Raststätten.

Mit der Eröffnung der „Secure Lane“ im südlichen Teil des Landes 2011 wurde in Zusammenarbeit aller mit Fracht und Verkehr befassten Organe eine sichere Autobahn von Venlo nach Rotterdam geschaffen.Sämtliche der fünfzehn Raststätten auf der rund 140 Kilometer langen Strecke sind mit unterschiedlichen Kameras ausgerüstet, die es ermöglichen, das Geschehen auf den Parkplätzen zu überwachen. Sie sind miteinander vernetzt und zu den Leitständen der Polizei geschaltet. Bei verdächtigen Bewegungen werden sofort Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienste wie auch die lokalen Sicherheitsfirmen alarmiert. Durch die Synergie aus privater und öffentlicher Überwachung stehen sehr viel mehr Informationen zur Verfügung, die mit modernen Analyseverfahren ausgewertet werden und der Polizei schnelle Entscheidungshilfen liefern. Sie veranlasst auch die weiteren Schritte.

„Obwohl das Programm erst 2011 eingeführt wurde, sehen wir bereits einen erfreulichen Rückgang von Überfällen um 21 Prozent in der angeschlossenen Region. Mit zunehmender Abdeckung erwarten wir einen weiteren signifikanten Rückgang“, berichtet Peter van den Ende, Direktor von CrimiNee! Niederlande. Die Verantwortlichen des Projektes sind sich darüber im Klaren, dass die Kriminalität sich auf andere Autobahnen und Raststätten verlagern könnte und werben deshalb dort verstärkt dafür, dem Verbund beizutreten.

Unabhängig davon bleibt die Frage, ob der extrem personalintensive Aufwand sich bei größeren Strecken beispielsweise im benachbarten NRW realisieren lässt. Zumindest haben erste Gespräche mit Vertretern der Deutschen Polizei, die bereits großes Interesse an der Einführung eines ähnlichen Systems in Deutschland signalisiert hat, stattgefunden.

>>>Quelle<<<


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Dich leiden sehen und nicht helfen können, war schmerzlich.

Du hast gekämpft, gehofft und doch verloren.
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#2

RE: Asphaltpiraten und Kapitäne der Landstraße

in Neuigkeiten - Aktuelles 05.11.2013 21:18
von Großer | 1.469 Beiträge | 1256 Punkte

Ich glaube nicht,das sich daran in naher Zukunft etwas ändern wird...
Ist man zur falschen Zeit am falschen Ort,kann es jedem passieren....
Früher hab ich zumindest im Ausland...egal wo ich geparkt hatte...immer meine Warntafeln aufgeklappt...
ob das aber heute noch Abschreckung ist,wage ich zu bezweifeln...


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